Und dann kam Sao Paulo.
Die beiden Amntena-Vorstaende Ludwig Mueller und Kurt Wohnhas hatten alle Brasilianer nach São Paulo eingeladen, zwei aus Porto Alegre, sowie Dilan und mich als auch noch zwei andere Maedels aus Salvadorcity. Es waren vier sehr schoene Tage, ergiebig und lustig zu gleich. Abgesehen von der Arbeit, die es in Bezug auf unsere Projekteinsaetze zu verrichten gilt, hatten wir einige kurze Gelegenheiten, die fuenftgroesste Stadt der Welt kennen zu lernen – mit ihren mehr als 20.000.000 Einwohnern und 8.000km² (Metropolregion).
Kurzbeschreibung direkt nach der Ankunft: eine Stadt, die nur aus Hochhaeusern zu bestehen scheint, bis zum Horizont, in jede Himmelsrichtung. Aber auch in der stets ueberfuellten Metro fuehlt man sich wie Ameise X4U61 auf dem Weg nach Y-!9. Ueberall Menschen, Autos, laute Geraeusche, Blinklichter. Der Inbegriff von Globalisierung, eine Millionen Japaner, genauso viele Deutsche und hunderte Nationalitaeten: alle sind sie in diesem riesigen Pott zu einer bunten Masse verschmolzen, die sich wie wild zielgerichtet durch die Strassen bewegt immer fort pulsiert. Aus meinem Hotelzimmerfenster konnte ich mir gut einen Eindruck von dieser niemals schlafenden Megacity machen. Tag und Nacht, 24 Stunden rund um die Uhr fahren auf der achtspurigen Strasse Autos, Autos, Autos. Das ist schon verrueckt, sich vorzustellen, ein Leben lang in so einer Stadt zu wohnen. Wie soll man je einen Bezug zur urspruenglichen Umwelt des Menschen herstellen koennen, wenn man in so einen Trichter geboren wird und aufwaechst, der keine echte Natur, kein Leben ohne Mangel kennt, kein Leben ohne Verkehr, ohne Geschwindigkeit, ohne Laerm? Da wuerde es mir gewaltig vor grauhen. Aber ein paar Tage reinschnueffeln geht schliesslich immer.
Jedoch erinnerte mich am naechsten Vormittag, nach einer Nacht voller wilder Traeume, eine SMS auf meinem Handydisplay an das absolute Sahnehaeubchen des Vorabends: "Und? Gehen wir noch in eine Disko? Vergiss nicht, ich kann zaubern, was glaubst du, wie mir die Frauen deshalb zu Fuessen liegen? Melde dich." Was war geschehen? Waehrend die Glaeser im OK an unserem Tisch am Vorabend langsam immer wieder voll und leer wurden, hatte sich doch tatsaechlich ein etwas falscher Kellner unter die wuetigen Essensbringer gemischt! Dieses schelmige Gesicht war uns von Anfang an verdaechtig, soweit man es denn noch einzeln sah (okay, das war jetzt uebertrieben). Und als er dann anfing, seine Spielkarten zu zuecken, gab es kein Halten mehr. Ein Magier im Restaurant, der die Gaeste vorfuehrt – was fuer eine super Idee. Er trieb so manchen Scherz mit unserer Gruppe, ploetzlich war Ludwigs Uhr an Kirstins Handgelenk, „Kurti“ verhalfen auch gezinkte Karten nicht zur tieferen Erkenntnis, der Zauberer spuckte wie wild Karten durch die Luft, die wir vorher bemalten und ihm augenblicklich vorher in die Hand drueckten, goss mit verbundenen Augen mit einem Meter Abstand Schnaepse in unsere Muender und vieles mehr. Ein wahres Highlight an Entertaining. Nun gut, gegen Ende des Abends hatte er leichtes Spiel und wie die SMS zeigt, haette er es doch tatsaechlich noch fast geschafft, uns noch zu einer langen Nacht in Sao Paulo zu ueberreden.
In jedem Fall war dies ein Abend, an den ich genuesslich und mit Freude zurueck denken werde. Eine Mischung aus Zaubershow, Esswettbewerb und Winzerfest, wer hatte das schon erlebt?
Am naechsten Tag stiegen wir somit voller Frohsinn und guter Laune in den Flieger zurueck nach Bahia, die Vorsaetze waren nicht gerade gering und ein mulmiges Gefuehl machte sich in uns breit, als wir zur Landung ansetzten. Schliesslich mussten wir, egal wie das Resultat ausfallen sollte, so manchen ziemlich vor den Kopf stossen und das ist eigentlich nicht unser beider Spezialitaet. Vielleicht auch deswegen liessen wir uns vom Flughafentaxi direkt ins Nachbardorf zu unseren Freunden fahren, mitsamt den Koffern und einigen Reisestunden im Gemuet, anstatt sobald als moeglich in Terra Mirim einzuchecken. Das fanden die Verantwortlichen, wie wir am naechsten Tag erfahren sollten, gar nicht lustig, hatten sie doch den Taxifahrer - "ausser sich vor Sorge" - angerufen (nicht etwa uns), um sich zu informieren, was wir an diesem Sonntagabend so trieben.
Teil 1: Zwischen Tucanen, Strandparadies und Krokodilen
Teil 2: Wo Licht ist, ist auch Schatten
Teil 3: Metropolis
Teil 4: Wochen des Wandels?
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