Montag, 31. August 2009

Chegando - angekommen

Wir sind da. Tatsaechlich angekommen. Ein ganzer 29 Stunden Tag war dafuer noetig, mit Abflugproblemen, Flugzeugumstieg und allem was das Abenteurerherz sonst noch begehrt.
Bei der Ankunft war es schon dunkel, deswegen konnten wir eigentlich erst etwas sehen, als wir am naechsten Tag aus unseren Zimmerchen krochen.
Man guckt dann um sich und schon auf den ersten Blick faellt einem auf, dass hier irgendwas nicht zu stimmen scheint: kaum eine Pflanze, die hier waechst, habe ich schon einmal gesehen und erst recht nicht in Deutschland. Mangobaueme, Avocados, Guiavebaueme und natuerlich Kokosnussgewaechse! Eben alles, was man sich gerade zum Fruehstueck wuenschen wuerde und genau das gibt es dann auch - in Form frisch gepresster Saefte...
In den letzten drei Tagen haben Dilan und ich nach und nach einiges (aber wohl lange noch nicht alles) ueber die Arbeitsablaeufe in Terra Mirim gelernt und die verschiedenen Einrichtungen angeguckt. Dabei wurde auch hier und da mal reingeschnuppert, z.B. durfte ich bei der Bienenzucht (sie haben keine Stachel!) mithelfen und fuer sie leckeren Zuckersaft zubereiten, den sie dann ans Bienenhaus geliefert bekommen. Sinn des Ganzen: die Bienen, welche leider vom Aussterben bedroht sind, vermehren sich schneller in ca. 25 Kolonien à 3000 "Starterbienen" und werden dann nach und nach im Rest des verbliebenden Atlantischen Regenwalds ausgesetzt, um tatkraeftig mitzuhelfen bei der Wiederaufforstung. Dieser Regenwald (nicht zu verwechseln mit dem Amazonischen Namensvetter) wurde in den letzten 200 Jahren auf etwa 5% seiner Ursprungsgroesse reduziert, die Lage ist also sehr ernst. Das Bienenprojekt in Terra Mirim ist zwar "nur" ein Tropfen auf den heissen Stein, aber nutzen tut es uns trotzdem allen. Terra Mirim liegt direkt am Rande von einem verbliebenen Waldfleck, der in der Vergangenheit stark dezimiert wurde und versucht nun mit der Zeit, die Natur wieder nachhaltig zu staerken. Dazu wurde in juengster Vergangenheit mit deutschen Spendengeldern auch ein groesseres Stueck Wald ein wenig abseits der Fundacao gekauft, um diese Projektarbeit darauf auszudehnen.

Die bildungstechnische Arbeit werde ich ein wenig spaeter aufnehmen, als die Arbeit, die ich rein koerperlich erledigen kann, denn sprachlich habe ich eindeutig noch Luft nach oben. Feststehen tut aber schon jetzt, dass ich Volleyball unterrichten werde, womoeglich auch noch Englisch und "Computerkunde" - wie z.b. den Bau einer Website, was ich gerne machen wuerde. Der Ablauf einer Arbeitswoche wird im Uebrigen immer jeden Montagmorgen am runden Tisch entschieden, d.h. keine Woche ist wie die vorherige und jeder macht jeden Tag verschiedene Sachen. Ich werde jetzt aber erst einmal zwei Wochen Sprachkurs in Salvador City machen, damit mich nicht nur meine kleine Freundin - "Lila" ist erst sechs Jahre alt und echt voll knuffig - so richtig versteht. Nein, ganz so schlimm ist es auch nicht mit dem Sprechen, aber es aergert mich selbst, nach jedem dritten Satz nachfragen zu muessen, was jetzt gemeint war. Zum Glueck sind die Leute hier da ziemlich tolerant :-)

Zum Thema Brasilien an sich: wir haben hier Winter (!) und waren heute (Sonntag) zum ersten Mal am Strand - 30 Grad, Sonnenbrand, Palmen, erholsam! Leider ist der Strand doch eine gute Autostunde entfernt und, meine Eltern wird es freuen, Dilan und ich sind nicht befugt, die Autos der Fundacao zu fahren. Die Strassen und der Verkehr sind ohnehin ein wenig gewoehnungsbedurftig, was eine erste Busfahrt heute noch unterstreichen durfte. Das Leben ausserhalb der Fundacao, soweit wir es bis jetzt gesehen haben, ist irgendwie anders als in Europa. Es laufen staendig Menschen und Tiere am Fahrbandrand, die Haueser sehen sehr haeufig nicht "langlebig" aus und es wirkt alles ein wenig provisorisch. Gleichzeitig ist es aber irgendwie auch eine sehr sehr herzliche Stimmung, die einen erfasst, wenn man sonntagabends ueber einen Platz laueft und die allgemeine gute Laune ihre Fuehler nach einem ausstreckt, schoene Duefte umherwehen und man lachenden, spielenden Kindern zusehen kann.

Soweit mein erster Bericht von hier, das Internet ist zu manchen Tageszeiten aeusserst langsam, deswegen werde ich nicht so oft schreiben koennen, wie ich es manchmal gerne wuerde :-)
Ich hoffe, in Deutschland laufen die Dinge, wie sie sollen!

Liebste Gruesse aus Bahia,
Max

P.S.: In zwei Wochen spielt Brasilien gegen Chile in der Fussball-WM-Quali in Salvador...

Montag, 24. August 2009

In den letzten Vorbereitungen...

Ein intensives Schuljahr ist zu Ende gegangen, das Abitur wurde gemeistert, die Portugiesischkenntnisse befinden sich in einer guten Wachstumsphase, und zwei Wochen an Vorbereitungsseminaren für Brasilien sind bewältigt.
Nun, zwei Tage vor unserem Abflug, muss ich doch zugeben, dass sich mein Adrenalinspiegel gehoben hat. Wenn gleich die vielen "wir sehen uns in einem Jahr" schon an mir nagen oder beim Umkrempeln des Zimmers Aufsätze aus meinem dritten Schuljahr die Nostalgie schüren - die Vorfreude überwiegt. "Wer nicht wagt, der nicht gewinnt" ist das Motto dieser Tage, gemischt mit einem "wieder sehen macht Freude". Mir wird ein bisschen mulmig dabei, die Schulzeit und mein behütetes Dasein erst einmal aufgeben zu müssen, dies jedoch im positiven Sinne!
Bisher wurde mir vieles in die Hände gelegt, meine Wäsche wusch sich quasi "von selbst" und während der letzten 13 Jährchen haben sich viele Menschen darum gekümmert, mir sehr wichtige Dinge fürs Leben beizubringen. Natürlich gab es auch einige konstruktive Phasen meinerseits, dennoch sehe ich mich aber eher als glücklichen Empfänger der Güte anderer. Somit verbinde ich mit dem anstehenden Jahr in Brasilien auch ein Dankeschön an die bisherige Zeit, ein Zurückgeben an Glück, das man erfahren durfte.
Zurückgeben möchte ich auch all den zuversichtlichen Helfern, Spenderinnen und Spendern etwas. Sie haben tatkräftig die Werbetrommel für dieses Projekt gerührt und insgesamt 2800 Euro zusammenbekommen - ein Riesenbetrag. Ich sehe es absolut als meine Pflicht an, in Deutschland regelmäßig zu zeigen, was da eigentlich genau unterstützt wird und wie zur nachhaltigen Entwicklung an Ort und Stelle beigetragen wird! Deshalb wird auf dieser Webseite des Öfteren ein Bericht über aktuelle Geschehnisse in der Fundação erscheinen, natürlich nicht ohne Fotos, die man sich ansehen darf. Ich werde mir mit Sicherheit Mühe geben!

Nun naht der Abschied und eine lange Reise steht bevor, nicht nur im Hinblick auf die Entfernung, sondern auch in mir selbst - wer weiß, wo sie endet? Vamos ver.